Heute gibt es einen Blogeintrag „außer der Reihe“, kein Rezept, keine Bilder von leckerem Essen. Warum? Ich möchte euch heute etwas davon schreiben, was sich bei mir in den letzten Monaten geändert hat.
Vielleicht habt ihr mal auf unserer „Who loves“-Seite unsere grafischen Einschätzungen zu bestimmten essensrelevanten Themen gesehen (siehe rechts); die stammen noch aus der absoluten Anfangszeit des Blogs. Da gibt es zum Beispiel die Dimension Vegetarisch – Fleischberg. Damals hatte ich mich auf der Skala ganz rechts, also bei Fleischberg einsortiert, weil das meinem Empfinden nach meine Essgewohnheiten oder zumindest meine Vorlieben am besten beschrieb. Da hat sich einiges getan.
Zunächst einmal bin ich in der Zwischenzeit ausgezogen und habe gemerkt, dass es einen Unterschied macht, ob man jede Kaufentscheidung selbst treffen und in der Küche umsetzen muss oder nicht. Schon damals war ich zwar auf dem Standpunkt, dass ein gutes Stück Fleisch eigentlich in die Hände eines Profikochs gehört, der es nach allen Regeln der Kunst zubereitet – ich selbst habe lieber die Finger davon gelassen. Nichtsdestotrotz habe ich nie darüber nachgedacht, abzulehnen, sollte jemand anderes für mich Fleisch kochen oder ich im Restaurant Fleisch serviert bekommen. Und wenn wir ehrlich sind, kommt man gerade in der traditionellen bayrischen Küche um Fleisch nicht herum.
Was ist da also passiert? Ich war eigentlich immer überzeugt, dass die meisten Leute, die gerne (und darauf liegt die Betonung) kochen und essen, wissen woher die Lebensmittel stammen, die sie verarbeiten. Dazu gehört auch das Wissen, dass Tiere in Deutschland mehrheitlich aus Massentierhaltung stammen und dass man diese Tatsache – um es vorsichtig zu formulieren – durchaus kritisch sehen kann. Und doch haben sie, sollte hin und wieder ein schlechtes Gewissen sie geplagt haben, Strategien entwickelt, um das erfolgreich beiseite zu schieben. So war es auch bei mir: ich habe immer gewusst, dass ich Fleisch aus Massentierhaltung kaufe, wenn ich im Supermarkt einkaufe und ich habe auch immer gewusst, dass ich das im Grunde nicht gut finde. Trotzdem war ich nie konsequent genug, um davon Abstand zu nehmen.
Ein erster Schritt in diese Richtung war der konsequente Gang zum Metzger. Ich war es immer gewohnt, einen Teil meines Fleisches und den größten Teil der Wurst vom Metzger zu beziehen und einen anderen Teil aus dem Supermarkt, weil ich eben eh dort war oder weil es so „praktisch“ verpackt ist. Von nun an sollte mein Fleisch nur noch in Notfällen (was auch immer das dann heißen mochte) aus dem Supermarkt kommen.
Ein tatsächlicher Wandel im Denken überkam mich dann aber, nachdem ich innerhalb weniger Monate mehrere Reportagen über die Herkunft unserer Lebensmittel gesehen oder gelesen hatte, nach denen ich mir sagte: „Das kann es doch wirklich nicht sein.“ Männliche Küken, die lebendig in Mülltonnen geworfen werden, weil sich ihre Aufzucht nicht lohnt und eine ordentliche Tötung wohl zu viel kostet. Die Garnelenindustrie, die nur funktioniert, weil Sklaven auf den Schiffen gehalten werden, die das Garnelenfutter an Land holen sollen. Muskelkühe, deren Gendefekt bewusst weiter gezüchtet wird, obwohl sie nur noch über Kaiserschnitt Kälber zur Welt bringen können. Und so weiter und so fort.
Immer öfter stand ich also im Supermarkt vor dem Fleisch und: es ekelte mich. „Notfall“ hin oder her, dachte ich mir, es geht auch ohne Fleisch. Und mittlerweile schaue ich die Produkte schon gar nicht mehr an und ich bin ein bisschen stolz, dass ich soweit gekommen bin.
Wenn ich jetzt also Fleisch kaufe, ist der Gang zum Metzger etwas Besonderes, die absolute Ausnahme. Ich kaufe es in dem vollen Bewusstsein, dass ich auch ohne Fleisch gut leben kann, aber dass es hin und wieder gute Gründe für Ausnahmen gibt, weil es zu manchen Anlässen einfach passt.
Wie ist das bei euch? Welche Rolle spielt Fleisch auf eurem Speiseplan? Schreibts in die Kommentare, ich bin gespannt darauf von euch zu hören! :)
Eine schöne Weihnachtszeit wünscht euch
Michi
Larissa meint
Hi Michi!
Bei uns läuft das alles sehr ähnlich – Fleisch nur vom Metzger. Wir haben auch festgestellt, dass der Preisunterschied gar nicht so groß ist – beim Metzger kaufen wir in etwa die Hälfte der Mengen, die wir im Supermarkt gekauft haben und werden immer noch mehr als satt. Gute Qualität macht sich also nicht nur im Geschmack, sondern auch im Nährwert bemerkbar! :-)
Außerdem esse ich kaum noch Fleisch in der Mensa und in Restaurants frage ich auch öfter mal, woher das angebotene Fleisch kommt.
Alles in allem ist mein Fleischkonsum aber ungefähr auf 1/3 im Vergleich zum Vorjahr gesunken… Und vermissen tu ich nix! :-)
LG Larissa
Michi meint
Hi Larissa,
Danke für deinen Beitrag – das stimmt in der Tat mit der Qualität beim Metzger! Ich merks insbesondere bei Geflügel, da sind die Unterschiede zum Teil gruslig. ;)
Viele Grüße
Michi
Katrin meint
Eine tolle Entwicklung :-) Leider kommt aber nicht alles Fleisch beim Metzger aus “artgerechter” Tierhaltung. Die meisten Metzger schlachten nicht selber und kaufen auch nur aus Schlachthöfe zu.
Michi meint
Hallo Katrin,
da hast du natürlich recht – wir haben das Glück, dass unser Metzger sein Fleisch direkt von Betrieben aus der Region bekommt. Immerhin bekomme ich da also garantiert Fleisch aus Bayern und nicht aus Niedersachsen, was auch noch durch die Landschaft gefahren werden muss. ;)
Viele Grüße
Michi
Katrin meint
Ja, schon mal ein Vorteil ;-)
Victoria meint
Hallo Michi,
ich habe meinen Fleischkonsum auch eingeschränkt. Ich beziehe mein Rindfleisch von einem regionalem Metzger der selbst die Rinder auch züchtet und hält. Bei Geflügel und Schwein kaufe ich entweder im Biomarkt oder bei meiner Biokiste die ich manchmal geliefert bekomme. Überlge aber auch schon ein paar Hühner im Garten zu halten.
Im Restaurant achte ich auch darauf wo das Fleisch herkommt bzw. esse dann einfach vegetarisch.
Finde es erschreckend wie weit sich der Mensch vom Nahrungsmittel “Fleisch” entfernt hat. Früher hat man Tiere (Hühner oder Hasen) noch selber gehalten und geschlachtet oder es gab ein Schlachtfest wo alle zusammen kamen. Heute kauft man anonym im Supermarkt das fertig eingeschweißte Stück Fleisch was aussieht als wäre es in einer Fabrik hergestellt und war vorher kein lebendiges Wesen.
Es muss wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen, dass das was da auf ihrem Teller liegt mal geatment, gelaufen und gelitten hat wie wir Menschen es tun.
Ich esse Fleisch mit Genuss und in Maßen.
VG
Victoria
Michi meint
Hi Victoria,
das klingt nach dem Idealfall für mich: wenn das Fleisch direkt ab Hof verkauft wird und der Kontakt zum Tier und denen, die es verarbeiten, zumindest noch ein Stück vorhanden ist. Da ist uns tatsächlich im letzten Jahrhundert was abhanden gekommen…
Danke für deine Rückmeldung und viele Grüße
Michi
Karin meint
Hi Michi,
danke für diesen interessanten Artikel.
Ich bin seit 2008 Vegetarier. Naja, zumindest bis auf ein paar klitzekleine Rückfalle. :-)
Vorher habe ich liebend gerne Steaks und Bratwurst verdrückt. Und tapfer den passiven Missionierungsversuchen meines Mannes widerstanden.
Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass jeder essen soll, was ihm schmeckt. So lange dies bewusst geschieht und er sich Gedanken über die Herkunft macht.
LG, die Karin
Krischan meint
Moin Michi,
Deiner Einstellung möchte ich voll und und ganz zustimmen.
Ich hatte die Gelegenheit, in einigen “Fleischfabriken” hinter die Kulissen zu schauen. Nach der letzen Erfahrung habe ich ein Jahr kein Fleisch und keine Wurst angerührt.
Inzwischen kaufe ich beim “Schlachter meines Vertrauens” und weiß wo das Fleisch herkommt.
Vegetarisch kann ich leben, aber ich will es nicht. Deshalb ist es mir wichtig, daß der Umgang mit den Tieren und dem Fleisch respektvoll ist.
Gruß
Krischan
Michi meint
Moin Krischan,
danke für deinen Kommentar. “Vegetarisch kann ich leben, aber ich will es nicht.” – so geht es mir auch. Wenn ich hin und wieder gutes Fleisch esse, freue ich mich so sehr darüber, dass ich dann auch lange wieder ohne auskomme. :D
Viele Grüße
Michi